Im späten 8. Jahrhundert n. Chr. wurden in Nord-europa Entwicklungen in Gang gesetzt, die im Laufe von nur wenigen Jahrhunderten grundlegende politische, ökonomische, soziale und kulturelle Veränderungen bewirkten. Innovationen im Schiffsbau, die in einer großflächigen Raumerschließung resultierten, kam eine Schlüsselrolle in diesem vielschichtigen Prozess zu. Die Träger dieser Entwicklung waren vor allem Skandinavier, “Wikinger”, wie sie, abgeleitet von dem altenglischen Wort für Seeräuber, seit dem 10. Jahrhundert genannt werden.
Nicht nur als Seeräuber, sondern vor allem als Händler und Siedler kamen die Skandinavier von Nordamerika im Westen bis zum Schwarzmeergebiet im Osten mit zahlreichen, ganz unterschiedlich geprägten Gesellschaften in Berührung. Vielfältige wechselseitige Einflüsse und kulturelle Inter-aktionen waren das Resultat dieser Begegnungen. Von besonderer Bedeutung für die Entwicklungen in Skandinavien war der Kulturkontakt mit dem Fränkischen Reich, das seit den Sachsenkriegen unmittel-bar an das Dänische Reich grenzte. Durch den Handel, aber auch in Verbindung mit Mission und Politik kam es zu zahlreichen Wechselbeziehungen. In vielen Bereichen diente der mächtige südliche Nachbar fortan als Vorbild.
Im Seminar wird zunächst ein Überblick über die unterschiedlichen Facetten von Migration und Kultur-kontakten in den von den Skandinaviern berührten Gebieten gegeben. Ausgehend von Vorträgen und aus-gewählten Texten soll vertiefend einerseits die Übernahme von fränkischen Raumkonzepten in Skandinavien zur Diskussion gestellt werden, andererseits der Rolle fränkischer Statussymbole bei der Legitimation von Macht bei den skandinavischen Eliten nachgegangen werden.