Die medizinisch-diagnostische Serie SA.GIG, die im 11. Jh. v. Chr. von dem Gelehrten Esagil-kin-apli aus Borsippa geschaffen wurde, ist eine 40 Tafeln umfassende Sammlung von diagnostischen Beobachtungen und Deutungen, die heute als babylonisches Diagnosehandbuch bezeichnet wird. Obwohl dieses Diagnosehandbuch rasch Verbreitung fand und in fast allen mesopotamischen Bibliotheken zu finden ist, bleibt umstritten, ob das dort versammelte Wissen tatsächlich die medizinische Praxis beeinflusst hat. In dem Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, welche Beziehungen es zwischen dem Diagnosehandbuch und den zahlreichen medizinisch-diagnostischen Texten aus Mesopotamien gibt und ob sich die Anwendung des diagnostischen Wissens auch in Dokumenten des Alltagsleben, die über medizinische Belange berichten, aufspüren lässt.
Lecture
Das babylonische Diagnosehandbuch
Nur graue Theorie oder praktisches Wissen?
Dr. Nils P. Heeßel