Wie lange dauerte eigentlich die Antike? Kaum eine vormoderne Epoche hat in den vergangenen Jahrzehnten einen solchen Aufschwung in der Wahrnehmung der historisch interessierten, nicht nur wissenschaftlichen Öffentlichkeit genommen wie die Zeit der ausgehenden Antike. Mit der Zunahme des Forschungsinteresses ging dabei interessanterweise auch die Ausweitung des als “Spätantike“ bezeichneten Zeitraumes einher. Seit Altertumswissenschaftler sich der Einsicht zu öffnen begannen, dass die Zeitspanne der ausgehenden Antike einer eigenen Betrachtung würdig ist, ist immer wieder über mögliche Epochendaten für deren Ende gestritten worden, die vom Beginn der “Völkerwanderung“ (375) über den Zusammenbruch des weströmischen Reiches (476) bis zur Kaiserkrönung Karls des Großen (800) reichen. Vermehrt gilt das Interesse der Ausstrahlung und Transformation der antiken Kultur im Entstehungsprozess von deren Nachfolgekulturen – dem westlichen Mittelalter, Byzanz und den frühen Islam. Zugleich mehren sich aber auch Zweifel an der Angemessenheit des im westlichen Geschichtsdenken wurzelnden modernen Epochensystems. Eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach der Dauer der Spätantike würden daher heute wohl viele Historikerinnen und Historiker mit den Worten des für das Epochensignum “Spätantike“ maßgeblichen Althistorikers Peter Brown geben: “Im Zweifelsfall immer länger, als man denkt!“
Doch was meint der Begriff “Spätantike” eigentlich, wie ist er in Mode gekommen und auf welchen Zeitraum lässt er sich sinnvollerweise beziehen? Eignet ihm als Epochenbegriff überhaupt Kohärenz und welche Vorteile hat es, wenn wir von “Spätantike” sprechen? Warum scheint die Annahme einer (produktiven) Spätzeit der Antike unserem heutigen Geschichtsverständnis mehr entgegenzukommen als früheren Wissenschaftlergenerationen, für die Niedergang und Dekadenz die ersten Assoziationen waren, die sie mit dem Ausgang der Antike verbanden?
Die Ringvorlesung möchte Fragen dieser Art ausgehend von aktuellen und laufenden Forschungen behandeln und dabei den Anteil der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen an der Erforschung der Spätantike beleuchten.
16.10.2018 | |
18:15 - 19:45 | "Spätantike": Vom Nutzen und Nachteil einer Epochenbezeichnung Stefan Esders |
23.10.2018 | |
18:15 - 19:45 | Die Spätantike - ein staatlicher Transformationsprozess? Claudia Tiersch |
30.10.2018 | |
18:15 - 19:45 | Spätantike Kleine Eiszeit und Wandalen-Minimum? Epochengrenzen und Rhythmen der Klima- und Umweltgeschichte in byzantinistischer und globaler Perspektive Johannes Preiser-Kapeller |
6.11.2018 | |
18:15 - 19:45 | Der römische Kontext des frühen Islam Mischa Meier |
13.11.2018 | |
18:15 - 19:45 | Das letzte Jahrhundert Ägyptens im byzantinischen Imperium und sein erstes Jahr-hundert im Kalifat aus der Froschperspektive des papyrologischen Befundes Tonio Sebastian Richter |
20.11.2018 | |
18:15 - 19:45 | ‚In unam reducere consonantiam‘ – Justinians Verhältnis zur Überlieferung des römischen Rechts Cosima Möller |
4.12.2018 | |
18:15 - 19:45 | Neue Formen der Identitätsbildung in der Spätantike Walter Pohl |
11.12.2018 | |
18:15 - 19:45 | "Untote“ Geschichten aus der Spätantike Danuta Shanzer |
18.12.2018 | |
18:15 - 19:45 | “Neue Römer” in der Spätantike Susanna Elm |
8.1.2019 | |
18:15 - 19:45 | Rhetorik einer Umbruchszeit: Cassiodor, die Goten und das spätantike Italien Gerda Heydemann |
15.1.2019 | |
18:15 - 19:45 | ‚Episcopus plebi dei‘ und ‚heres Petri‘: Rom und das Papsttum in der Spätantike Steffen Diefenbach |
22.1.2019 | |
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29.1.2019 | |
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5.2.2019 | |
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12.2.2019 | |
18:15 - 19:45 | Spätantike in der Mikroperspektive: Die nordafrikanische Stadt Simitthus (Chimtou, Tunesien) Philipp von Rummel |