Der Vortrag besteht aus zwei Teilen. Im ersten, theoretisch ausgerichteten Teil wird zunächst die Bedeutung interkultureller Aspekte bei der Betrachtung von Wissensräumen aufgezeigt, bevor Verbindungslinien zwischen dem Konzept des Wissensraumes und dem theoretischen Modell des kulturellen Gedächtnisses nach Aleida und Jan Assmann herausgearbeitet werden. Diese theoretischen Überlegungen werden im zweiten Teil des Vortrages durch ein konkretes Fallbeispiel illustriert: die Transformation des Wissensraums Athen im ersten Jahrhundert v.
Christus und deren Folgen für Griechen und Römer.
Ausgangspunkt der theoretischen Überlegungen zur Bedeutung interkultureller Aspekte für Wissensräume ist die Beobachtung, dass das Ansehen eines Wissensraumes so weit ausstrahlen kann, dass dieser Wissensraum nicht nur innerhalb seiner Ursprungskultur als relevant wahrgenommen, sondern ihm auch aus der Außenperspektive von anderen Kulturen hohe Signifikanz zugeschrieben wird. In diesem Fall wird der Wissensraum Bestandteil des kollektiv geteilten Wissens nicht nur von einer, sondern von mehreren Kulturen.
Verbindungslinien zwischen dem Konzept des Wissensraumes und dem theoretischen Modell des kulturellen Gedächtnisses bestehen dadurch, dass Wissensräume als konkrete Orte der Wissensverstetigung und der Wissensvermittlung in entscheidendem Maße auch Wissen über identitätsstiftende Elemente der Vergangenheit transportieren.
Athen war spätestens seit dem 1. Jahrhundert vor Christus sowohl von Griechen wie auch von Römern als herausragendes Bildungszentrum anerkannt, wodurch Römer während ihrer Ausbildung in intensiven Kontakt mit griechischer Geschichte und Kultur und damit auch in Berührung mit Elementen des griechischen kulturellen Gedächtnisses kamen. Im Vortrag soll gezeigt werden, welch entscheidende Veränderung der Wissensraum Athen im Zuge von Sullas Belagerung und Eroberung der Stadt im Jahr 86 v. Chr. erfuhr, da Sulla nicht nur die Akademie zerstörte, sondern auch die berühmte Bibliothek des Apellikon und bedeutende Kunstwerke nach Rom abtransportierte.
Talk
Wissensräume, interkulturelle Aspekte und kulturelles Gedächtnis – Athen als Wissensraum für Griechen und Römer im 1. Jahrhundert v. Christus
Alexandra Eckert