Abstract
2004 bis 2005 wurde in Gorsleben (Kyffhäuserkreis) in Nordthüringen ein eisenzeitlicher Siedlungsplatz (Lt B2–D2) untersucht. Seit dem fortgeschrittenen 2. Jh. dominieren im Sachgut keramische Zeugnisse der Przeworsk-, nach der Mitte des 1. Jhs. der Großromstedter Kultur. Umfang und Vielfalt des Fundgutes legen eine zeitlich gestaffelte Zuwanderung früh-, ost- und elbgermanischer Bevölkerungsteile nahe, doch zeigen Trachtbestandteile oder ein Keramikbrennofen, dass die Bevölkerung des keltisch-germanischen Kontaktgebietes Anteil an der Siedlungsgemeinschaft hatte oder diese kulturell beeinflusste. Die Siedlung verdeutlicht beispielhaft für den thüringischen Raum die Dynamik und Komplexität kultureller und demographischer Prozesse in einem Kontaktgebiet zwischen den nördlich und südlich benachbarten kulturellen Großgruppen vom 3.–1. Jh. v. Chr.